DER RADIERVORGANG

Der Künstler zeichnet mit einer Nadel auf eine Platte aus Kupfer, Zink oder Stahl, die mit einem säurebeständigen Wachs überzogen wurde. Taucht man die Platte schließlich in Säure, wird das nackte, von den gezeichneten Strichen freigelegte Metall geätzt. Die Radiertiefe wird durch die Dauer kontrolliert, wie lange man die Säure 'anbeissen' läßt. Je länger man die Platte in der Säure läßt, desto tiefer zeigt sich die Linie und entsprechend dunkler wird der Druck..

Um einen Druck zu erhalten, wird eine viskose ölige Tusche in die Radierlinien hineingedrückt. Danach wird die Platte mit einem Stück Musselin saubergewischt, die Tusche verbleibt dann nur in den radierten Teilen. Der Abdruck selbst wird mit einer Kupferplattenpresse hergestellt, die einer alten Wäschemangel ähnelt, nur hat sie ein großes 'Bett' zwischen den Walzen.

Die Platte wird auf dieses Bett gelegt und mit feuchtem Papier und mit drei oder vier Filzdecken bedeckt. Die Platte wird samt Bedeckung unter hohem Druck durch die Walzen gezogen. Das formbare Papier wird in die Einschnitte und Linien der Platte hineingedrückt und nimmt dadurch die Tusche auf. Wenn das Papier schließlich von der Platte gelöst wird, befindet sich darauf ein perfektes Spiegelbild der radierten Zeichnung. Dieser Vorgang wird für jeden einzelnen Druck wiederholt.


BESCHRAENKTE AUSGABEN

Wenn eine Radierung fertig ist, wird eine beschränkte Anzahl von Abdrucken hergestellt. Jeder Druck wird vom Künstler mit Bleistift unterschrieben. Dazu gehört auch der Titel der Radierung und eine Bruchzahl, welche die Stellung eines bestimmten Druckes innerhalb der Auflage zeigt. Zum Beispiel: 25/100 markiert den fünfundzwanzigsten Druck in einer Auflage von einhundert. Der Künstler darf 10% aller Drucke für sich selbst abdrucken lassen, die mit A/P (artist's proof) markiert werden. Sammler schätzen diese Drucke noch höher als die mit Nummern markierten Drucke, wegen dem näheren Bezug zum Künstler.

Zum Schluss wird die Platte mit einer gekratzten Linie über das Bild storniert. Ein Druck wird von dieser zerstörten Platte abgedruckt, um zu beweisen, daß keine weiteren Drucke von dieser Platte abgedruckt werden können.


ORIGINALDRUCKE

Originaldrucke sind Bilder, die direkt vom Künstler entweder auf Platte, Stein, Holzschnitt oder sonstigem Material vom Anfang bis Ende gemacht werden. Jeder Druck ist ein Kunstwerk, Teil einer beschränkten Ausgabe und vom Künstler unterschrieben. Photokopierte oder photomechanische Reproduktionen von Bildern und Zeichnungen werden oft als "Kunstdrucke" beschrieben, dieser Ausdruck ist jedoch irreführend. Solche Drucke sind keine Kunstwerke, selbst wenn sie mit einer Unterschrift versehen sind..


MIT FARBEN RADIEREN

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